Also mal erstens und zum wissenschaftlichen
Drumherum: Zeitreisen kann es
nicht die kleinste Nano-Sekunde geben. Was vor uns liegt, entstammt dem
Gewürfel von Milliarden von Atomen, was sie als nächstes tun. Was hinter
uns liegt, ist so fest wie ein Granitblock für Würmer. Der Moment hat
kein Gedächtnis nach hinten und keine Gewissheit nach vorne.
Und nun zum Zweiten: Was wäre wenn? Nun, da bin ich bereits am Erfinden. Und zwar geht es um "Die auswirkungslose Präsenz
in einer anderen Zeit". Also Eingreifen wie in der grandiosen
Film-Trilogie "Zurück in die Zukunft" geht nicht. Und wie wir aus
dem nicht minder grandiosen, allerdings schrecklichen Film "Butterfly
Effect" wissen, geht Eingreifen in Vergangenes auch massiv schief. Was
trotzdem aber hirn-strapazierende Zeiteffekt-Drehbücher wie "Tenet"
(das Wort kann man von hinten und von vorne lesen) nicht verhindert hat.
Für "die auswirkungslose Präsenz in einer anderen
Zeit" habe ich die fiktive Maschine schon gebaut. Für ihr Funktionieren
ist erforderlich, dass eine Person in der Vergangenheit einen
wiederfindbaren Ort konstruiert und dort Wichtigkeiten aus ihrer Umwelt
präsentiert, von denen sie vermutet, dass eine spätere Zeit Interesse
daran haben könnte - und dass diese Wichtigkeiten in der Zeit verloren
gehen werden.
Die erste sich mit "auswirkungsloser Präsenz in
einer anderen Zeit" befassende Person war am Anfang aller
Steampunk-Legenden natürlich unser Kapitän Nemo. Der beauftragte
seinen Enkel Antoine Laurent Nemo, für den 16.6.1904 einen Raum und
Ort in Dublin bereitzustellen, den deutlich spätere Zeitgenossen
wiederfinden konnten. Diese Linie griff ein Musiker namens "Cäptn Nemo"
auf, indem er am 16.6.1984 einen vergleichbaren Raum in Bad Cannstatt anbot. Wer sich die
Daten anschaut, wird feststellen, dass hier eine Zusammenarbeit mit
Jules Verne ("20.000 Meilen unter dem Meer" 1864), James Joyce
(1904 "Bloomsday") und George Orwell ("1984") stattgefunden haben
muss.
Für die Zukunft sind die Romane noch nicht
geschrieben, und sie hat auch noch einige Zeit: Am 16.6.2064 wünscht das
Zeitreise-Drehbuch, dass mal wieder ein Ort angeboten wird, von dem aus
"auswirkungslos" zurück gereist werden kann.
... und da stand sie im Steampunk
Village, die schöne Fiktion einer Zeitmaschine. Ich setzte mich hinein,
der Photograph Andreas Ronge drückte den Auslöser - und bisher passierte
nichts. Also ich habe die Fotos nicht erhalten.
Die anderen Menschen, die sich im Lauf
der Tage in das liebevoll gestaltete Gerät setzten, haben sich andere
Daten eingestellt - ich traf "2021" an, also die Gegenwart - und ich weiß
nicht, wer nach mir noch im Gerät saß und ob meine "2064" gleich wieder
verstellt wurde.
Über der "3132" steht im Foto oben die
für die Zeitreise wesentliche Zahl. Jemand hat "2021" eingestellt. Ja ok.
Die Menschen von 1904 wären durchaus dankbar gewesen, hätte man ihnen mit
dem jetzigen Wissen gesagt: "Passt auf, dass ihr den ersten Weltkrieg
umgeht". Kann man ihnen aber nicht per Zeitreise sagen. Die "auswirklungslose
Zeitreise" vermag nur in die Vergangenheit zu schauen. Sie kann keine
Zukunft ("Die Lottozahlen in einer Woche") ankündigen.
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